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Reiseblog – Uruguay & Argentinien – Februar 2024

Donnerstag, 01.02.2024 – Donnerstag 22.02.2024


Einfahrt des Railjets am Salzburger Hauptbahnhof.
Einfahrt des Railjets am Salzburger Hauptbahnhof.

Das Gepäck kann von Wien bis Montevideo durchgecheckt werden und nach einer gewissen Wartezeit beim Austrian-Schalter haben wir dann auch alle 3×2 Bordkarten in unseren Händen. Die Wartezeit bis zum Boarding nach Zürich vertreiben wir uns mit dem ersten Leberkässemmerl seit Monaten beim hiesigen Leberkas-Pepi und dem ersten gezapften Bier seit 1 Monat Abstinenz. 😋🍺

Warten in Wien aufs Flugzeug mit Leberkäse und Bier. 

Der Flug nach Zürich verläuft ruhig und wenig aufregend. Sowohl für Simone als auch für mich ist es das erste Mal in Zürich am Flughafen. Mit einem automatisch gesteuerten Shuttlezug fahren wir zum Satellitenterminal wo unsere Langstreckenmaschine nach Sao Paolo bereits auf uns wartet.

Die Zugfahrt zum Terminal wird mit Landschaftsprojektionen und Kuhglockengebimmel unterlegt. Welch‘ lustiges Völkchen die Schweizer doch sind.

Nach zirka 3 Stunden Wartezeit steigen wir in unsere Boeing 777 nach Sao Paolo. Der Flug führt von Zürich über Madrid und Lissabon über den Atlantik und dann zirka ab Äquatorhöhe das brasilianische Festland hinunter bis ins morgendliche Sao Paolo. Es tut gut nach fast 12 Stunden in dem Flieger endlich wieder ein wenig die Füße vertreten zu können. Terminal 3 wo die internationalen Flüge starten und landen ist um 06:00 Uhr früh noch relativ verwaist. Da wir hier aber fast 6 Stunden zubringen, kennen wir bald jede Ecke des Flughafens und kosten uns auch ein wenig durch die brasilianischen Köstlichkeiten die man hier am Flughafen bekommt. Es gibt ein frisch gezapftes Bier und dazu einen sehr wohlschmeckenden Burger. Auch der Kaffee ist hier durchaus gut trinkbar. Mittlerweile ist es 14:20 Uhr Brasilianischer Atlantikzeit (das ist 18:20 Uhr MEZ). Somit sind wir sage und schreibe 32 ½ Stunden unterwegs. 🤪

Der Flug von Sao Paolo nach Montevideo dauert dann nochmals fast 2 ½ Stunden, die Distanzen auf diesem Kontinent sind gigantisch. Wir fliegen über Sao Paolo und nach zirka ½ Stunde kommt zu unserer linken Seite die südlichste Millionenstadt Brasiliens Porto Allegre vor unsere Flugzeugfenster. Danach ist gefühlt ewige Pampa und plötzlich sehen wir vor uns die Hauptstadt Uruguays Montevideo. Als hätten wir den Piloten für eine Stadtbesichtigung beauftragt, fliegt unsere LATAM-Maschine einen großen Bogen über die komplette Stadt, unter uns das Zentrum.

Landeanflug auf Montevideo.

Die Einreiseformalitäten sind extrem unkompliziert. Reisepass scannen, in die Kamera sehen, das automatische Drehkreuz geht auf, und es heißt Benvenidos a Uruguay. Nach Geldwechseln und Baggage Check nehmen wir ein Taxi zu unserer Unterkunft. Nach ein wenig Suchen finden wir im Stadtteil Carrasco unsere Ferienwohnung. Daniel ein älterer Herr, der mit seiner Frau und zwei Hunden zusammenlebt, begrüßt uns sehr herzlich und zeigt uns unser Domizil. Es ist sehr warm und man fühlt hier den Sommer. Kolibris und Aras fliegen durch den hübschen Garten wo wir den Tag mit ein paar Gläsern Wein nach einer fast 40stündigen Reise ausklingen lassen.

 

 

Tag 3 – Erste Erkundungen im Umland von Montevideo (03.02.2024)


Nach fast 2 kompletten Nächten „Bettentzug“ genießen wir mit Klimaanlagenunterstützung unsere erste Nacht auf südamerikanischen Boden. Am Morgen gibt es das erste Frühstück seit fast ½ Jahr im Freien. Es ist herrlich ruhig und angenehm mild. Unser am Vorabend in einem lokalen Tante-Emma-Laden gekauftes Frühstück genießen wir in vollen Zügen und ganz ohne Platzmangel wie in der Blechbüchse von Flugzeug. Da es bereits gegen 11:00 Uhr an die 30 Grad Celsius hat, beschließen wir erst am Nachmittag unsere erste Erkundung Richtung Meer bzw. Rio de la Plata zu unternehmen. Gegen 14:00 Uhr wagen wir uns erstmals auf Montevideos Straßen. Es ist unglaublich heiß und die Straßen sind fast menschenleer. Je weiter wir Richtung Meer kommen, desto größer und luxuriöser werden die Anwesen. Wie scheinbar überall in Südamerika üblich sind auch hier die Häuser mit hohen Mauern, Stacheldraht, Videokameras, Hunden und teilweise Wachhütten für die Polizei ausgestattet.

Fahrradwege in Carrasco. In der Mittagshitze jedoch nicht frequentiert.

Die Flora und Fauna ist üppig. Man sieht hier Bäume und Sträucher die man in Europa so nicht findet. Leider gibt es hier sehr wenig Gehwege, was aber in Anbetracht des gemäßigten Straßenverkehrs kein Problem ist. Was auch auffällt: hier gibt es viele Ableger von Autos die man in Europa zwar kennt, die aber bei uns unter anderer Marke fahren. Bestes Beispiel ist der Dacia Spring, der hier Renault Wind heißt und der wohl auch als Benziner zu fahren ist. Auch Elektroautos sind auf den Straßen Montevideos zu sehen und als krasser Gegensatz auch komplett zerbeulte Schrottmühlen aber auch alte Pick-Ups ganz in Ami-Manier.

Nach zirka ½ Stunde erreichen wir dann das Meer. Wir folgen der berühmten Küstenstraße Rambla Richtung Osten und erreichen zirka 10 Minuten später das berühmte Hotel „Sofitel Montevideo“, welches sich durch seinen Neoklassizismus-Stil von allen anderen Gebäude der Region deutlich abhebt. Da es mittlerweile fast zu heiß zum Spazieren gehen ist, machen wir einen Einkehrschwung in die Bar „Arocena“, eine Empfehlung unseres Gastgebers Daniel, wo wir uns eine Civito für 2 Personen genehmigen und zwei frisch gezapfte Biere verköstigen.

Nicht gerade “Low-Carb” – Unser erstes Civito in Uruguay. 🤪

Civito ist ein typisches Essen in Uruguay, entweder Sandwich mit Rindfleisch und einer riesen Beilagen-Option. Unser Civito besteht aus einem sehr großen Berg Pommes, einem Kartoffelsalat und einem Cäsars Salat, darauf zwei riesige Rindfleisch-Filets mit Bacon und zwei Spiegeleiern. Das ganze hat zwar sehr gut geschmeckt ist aber für normal sterbliche Menschen nicht schaffbar. Gut gesättigt geht es durch das Nobelviertel Carrasco zurück zur Avenida Italia wo wir im Supermarkt „Devoto“ (ja, der heißt wirklich so) unser Frühstück für den Folgetag kaufen. Das Personal ist freundlich und der Supermarkt überschaubar. Einzig die Fleischtheke in dieser Größe und mit solchen Fleischbergen habe ich in einem österreichischen oder deutschen Supermarkt so noch nicht gesehen. Man hat hier eher das Gefühl man befände sich in einem Wal-Mart in USA, als in einem mittelgroßen Supermarkt in Montevideo. Gut besprüht mit Autan genießen wir bei Rotwein und Bier unseren ersten richtigen Urlaubsabend und sehen schon voller Freude dem morgigen Tag entgegen.

Tag 4 – Montevideo (04.02.2024)


Der Wetterbericht hatte recht. Es hat abgekühlt. Wir genießen bei angenehmen Außentemperaturen unser Frühstück, welches heute aus Haferflocken (die kommen aus Chile) und Obst mit Honig besteht. Dazu zwei Tassen Kaffee und wir sind für die erste Stadterkundung gerüstet.

Wir haben rausgefunden dass gleich unten an der Avenida DˋItalia Bus 21 bis in die Ciudad Vieja (Altstadt von Montevideo) fährt. Die Tickets sind günstig, wir zahlen zusammen 110 $ UR, das sind umgerechnet € 2,60 für zwei Personen. Die Busfahrt dauert fast 45 Minuten. Die Avenida D’Italia verläuft fast komplett einmal quer durch die Stadt. Nach zirka 10 Minuten steigen einige Polizisten und Polizistinnen in den Bus, auch das ein Zeichen dass hier auf Sicherheit sehr viel Wert gelegt wird. Die Busfahrt ist total entspannt und überhaupt nicht stressig. Der Bus biegt jetzt rechts von der Hauptstraße ab und fährt durch sehr diverse Viertel. Mal gibt es sehr gepflegte kleine bunte Häuschen, dann wieder riesige Wohnblocks, die eher an einen Plattenbau aus dem ehemaligen Ostblock erinnern. Simone bemerkt einen Esel in einem Garten, dann sehen wir wieder kleine Ziegelhäuser mit englischem Rasen davor. Nach dem Ausflug in die Wohngegend kommen wir zirka weitere 10 Minuten später wieder auf die Avenida D’Italia. Die Gebäude werden größer und es erinnert mich alles ein bisschen an Spanien, wobei die Dimensionen hier gefühlt größer sind.

Nach zirka 45 Minuten erreichen wir unser Ziel die Plaza Independencia. Es handelt sich hierbei um den eigentlichen Hauptplatz der Stadt mit dem Palacio Salvo, dem berühmtesten Gebäude der Stadt. Von dort geht es durch die Altstadt durch gepflegte Straßen in die eigentliche Altstadt die Ciudad Vieja. Es ist hier alles ziemlich entspannt und es wirkt auch sehr sicher. Man muss nur aufpassen wo man wann wie abbiegt. Kaum verlässt man die Touristenrouten, lungern Tagelöhner herum und es hat sofort etwas unheimliches. Wir haben aber Gott sei Dank sehr schnell wieder den richtigen Weg eingeschlagen und kommen schließlich zum Mercado del Puerto, der alten Markthalle, die komplett zu einem Gourmet-Tempel erster Güte umgestaltet wurde. Hier gibt es auf offenem Feuer das typische Asado, gegrilltes Fleisch in allen Varianten inkl. Blutwurst und Geselchtes. Hier tummeln sich jedoch so unglaublich viele Kreuzfahrt-Touristen, dass wir uns entscheiden hier nicht einzukehren. Eine Straße weiter gibt es ein sehr nettes Café wo wir dem lustigen Treiben auf der Straße zuschauen und uns mit Kaffee, Kombucha, Jugo de Arancia und einem Panacotta Dulce de Lecche erstmals stärken.

Der Auto (Ich) vor dem Palacio Salvo

Da heute Sonntag ist, hat wohl so jedes Museum geschlossen. Glücklicherweise trifft dies nicht für das am Hafen gelegene Museo del Carneval zu. Das Museum ist relativ günstig und befindet sich in einer alten Markthalle. Es ist zwar leider alles ausschließlich in Spanisch beschrieben, aber die Eindrücke wirken dennoch. Zur Kür haben wir dann noch einen Karnevalsumzug im Museum (wenngleich auch für Touristen organisiert) miterlebt und können somit einen guten Eindruck von diesem Brauch in Lateinamerika bekommen.

Das Mittagessen nehmen wir in einem sehr netten Restaurant in der Ciudad Viejja ein, danach schlendern wir vorbei am berühmten Teatro Solis und kommen schließlich zum Plaza de la Intendencia de Montevideo, wo man kostenlos auf den Mirador panorámico de la Intendencia de Montevideo fahren kann. Sehr zur Freude von Simone ist der Fahrstuhl so konzipiert, dass man mehr oder weniger im Freien schwebt und nach unten blicken kann. Der Ausblick auf die Millionenmetropole ist atemberaubend. Der Wettergott ist uns hold, die Sicht ist gut und wir bekommen einen guten Überblick über die Größe und Ausdehnung der Stadt. Montevideo ist sehr weitläufig und grün. Mir ist in Europa nur Berlin bekannt, was in dieser Größe ähnlich grün ist.

Blick vom Mirador panorámico de la Intendencia de Montevideo auf die Altstadt und den Rio de la Plata.

Die Hitze macht uns zu schaffen, der Nachmittag ist schon weit fortgeschritten. Es wird Zeit die Heimreise zur Unterkunft anzutreten. Nach längerer Wartezeit an der Busstation und einem Bus-Uhrzeit-Interview mit einem sehr netten jungen Uruguayso besteigen wir den Bus 21 zurück nach Carrasco. Der Bus ist gut gefüllt, dennoch geht es wie schon  bei der Hinfahrt sehr gesittet ab. Was auffällt sind die Hinweis-Tafeln „Tomar el Mate e prohibido“, was so viel heißt der Genuss von Mate-Tee im Bus ist verboten. Das interessiert aber weder den Busfahrer noch die Fahrgäste. Immer wieder steigen Einheimische mit Thermoskanne und Mate-Tee bewaffnet in den Bus und brühen sich unter der Fahrt ihr Nationalgetränk auf.

Bei der Rückfahrt nach Carrasco macht der Bus wieder den gleichen Schlenker wie bei der Hinfahrt. Was diesmal auffällt, dass scheinbar willkürlich wilde Pferde auf den Brachflächen bzw. in den Parkanlagen weiden ,ob die wem gehören werden wir wohl nicht rausfinden.

Als wir am Abend noch auf einen Schlummertrunk bei uns im Bungalow sitzen erzählt uns Daniel der Gastgeber dass in diesem Bungalow Überlebende des Flugzeugabsturzes der Fuerza-Aérea-Uruguaya-Flug 571 aus dem Jahr 1972 lebten und ihm das Haus dann verkauften. Tja, Uruguay, welch kleines Land.

Tag 5 – Montevideo die Zweite (05.02.2024)


Ganz entspannt frühstücken wir bei angenehmen Temperaturen unter unserer Pergola. Das Draußen-Leben, welches in Europa trotz fehlendem Winter einfach derzeit nicht möglich ist, genießen wir hier im südamerikanischen Sommer in vollen Zügen.

Heute stehen 2 Museen am Programm. Wir nehmen heute den Express-Bus in die Stadt. Der D10 verkehrt nicht am Wochenende, aber da heute Montag ist sind wir gefühlt 15 Minuten schneller in der Ciudad Vieja. Biegt man vom Plaza Independencia Richtung Hafen rechts ab, kommt man in das Banken und Regierungsviertel. Anders als an der Spitze der Halbinsel wo es doch etwas wild und nicht sonderlich einladend gewirkt hat, ist diese Ecke sehr entspannt. Das berühmte und älteste Kaffeehaus der Stadt, das Cafe Brasilio hat leider geschlossen, dafür ist heute das Museo de los Andes geöffnet. Es ist guter Andrang aber die Mitarbeiter sind sehr bemüht. Anders als gestern im Museo del Carneval ist hier alles auch in Englisch beschrieben. Fast 1 Stunden verbringen wir in dem kleinen Museum, welches sich über drei Stockwerke erstreckt. Es ist eine fast bedrückende Stimmung wenn man die Geschichte der 16 Überlebenden Absturzinsassen der Uruguayischen Rugby-Mannschaft in den Anden im Jahr 1972 liest und die Zeitdokumente von damals studiert. Auch beim anschließendem Essen in einem sehr elegant eingerichteten Restaurant am Plaza de la Constitucion bewegt uns das Thema noch. Für umgerechnet 25 Euro gibt es ein komplettes Menü mit Hauptspeise, Getränk, Kaffee und einer Nachspeise. Während ich mich für ein Rinderfilet mit Kartoffelgratin entscheide, genießt Simone Kasseler mit Apfelmus. Diese Kombination würde es vermutlich bei uns in Mitteleuropa auf keine Speisekarte schaffen.

Das Cafe Brasilio ist leider geschlossen!

Wohl gesättigt steigen wir am Plaza de la Independencia in den Bus zum Einkaufszentrum Tres Cruces und marschieren von dort in den Parque Jose Batlle y Ordonez wo sich das berühmte Estadio Centenario befindet. Die alte Betonschüssel die im Jahr 1930 für die erste Fußball-Weltmeisterschaft errichtet wurde beherbergt ein Fußball-Museum welches natürlich besichtigt werden muss. Schließlich ist das hier die Wiege der Fußball-Weltmeisterschaften. Was mir immer wieder auffällt, egal ob man den Busfahrern den Ausstiegsort/Zielort in holprigen Spanisch erklärt oder bei jemanden Tickets kauft, die Leute sind extrem hilfsbereit und freundlich. Man hat bisher nie das Gefühl unerwünscht zu sein ganz im Gegenteil. Wenn man sich für das kleine Land und ihre Kultur und Menschen interessiert sieht man wie stolz die Uruguaysos auf ihren Flecken Erde sind.

Das Museum übertrifft meine Erwartungen. Original-Fußball-Dressen von Pele und Maradona sind ausgestellt, die Anzahl an Cups und Bewerben die Uruguay neben den beiden Fußball-Weltmeisterschaften 1930 und 1950 gewann kann sich sehen lassen. Unzählige Copa Americas und andere Trophäen stehen in den schweren Schränken. Als ich dann voller Ehrfurcht die Stiegen ins Stadion hinaufsteige und dann in diesem riesigen Oval aus Beton und Fußballplatz stehe, kommt ein Gefühl der Dankbarkeit auf. Dieser ehrwürdige Fußballtempel ist vermutlich nur vergleichbar mit dem alten Wembley-Stadion und dem alten Maracana-Stadion. Beide Stadien wurden mittlerweile ja komplett umgebaut, sodass der eigentliche Scharme dieser Fußballtempel verloren ging.

Umso schöner dass das Estadio Centenario noch so aussieht wie in den 1950er Jahren. Es gibt weder ein Dach noch irgendwelche modernen architektonischen Highlights. Es handelt sich schlicht um eine uralte Betonschüssel mit unzähligen Sitzschalten in einem nicht sonderlich vertrauenserweckenden Zustand. Ich befürchte dass für die Fußball-Weltmeisterschaft 2030 (wie auch schon gerüchteweise angekündigt) das altehrwürdige Stadion so umgebaut wird, dass es ähnlich wie andere Fußball-Tempel seinen Charme verliert. Umso glücklicher bin ich diesen ursprünglichen Fußball-Tempel erlebt zu haben. Voller Eindrücke vom heutigen Tag nehmen wir den Bus zurück zu unserer Unterkunft wo wir den Abend mit einer „ZILLERTAL“ Cerveza (in der Literflasche) ausklingen lassen.

Tag 6 – Montevideo Chillout (06.02.2024)


Heute ist unser letzter Tag in Montevido. Wir werden es heute ruhig angehen. Morgen warten immerhin knapp 350 Kilometer nach Punta del Diablo auf uns. Nach dem Frühstück mit Kaffee und Haferflocken geht es gegen Mittag mit dem Bus zum Portones Shopping Center.

Die Mall ist nicht sonderlich spannend, alles sieht aus wie bei uns zuhause auch, also verlassen wir das Shopping-Center und wandern die Avenida de Bolivia runter zum Strand am Rio de la Plata. Hier leben die Reichen und Schönen von Montevideo. Prächtige Anwesen säumen den Weg hinunter zum Fluss/Meer. Unter all den herrlichen Anwesen gibt es teilweise Fachwerkhäuser aber auch Reetgedeckte Ziegelhäuser ganz im norddeutschen Stil. Am Strand ist trotz Hochsommerwetter wenig los.

Die Sonne brennt gnadenlos, wir flüchten uns in ein nettes Cafe welches frische Bowls anbietet. Es tut richtig gut in diesem Land des übermäßigen Fleischkonsums mal etwas Vegetarisches zu Essen. Am Rückweg zu unserem Bungalow bei Daniel decken wir uns noch mit Proviant ein und lassen den Nachmittag entspannt in unserem Ferienbungalow ausklingen. Morgen geht es „on the Road“.

Tag 7- Nord-Este (07.02.2024)


7:00 Uhr früh – Tagwache, fast wie zuhause 😉 Wir verspeisen die letzten Reste der Haferflocken. Daniel war so nett und hat uns ein Uber-Taxi gebucht, welches uns zu Hernan, unserem Van-Vermieter bringt. Um 08:00 Uhr verlassen wir unser Zuhause für 4 Nächte und begeben uns via Taxi zum Boulevard General Artigas wo die Campingauto-Vermietung ist. Es ist nicht ganz leicht die Adresse zu finden, hier gibt es kein Schild dass darauf hinweist dass hier ein Camping-Vermieter beheimatet ist, aber nach 1 Whatsapp und ein bisschen Warten kommt schließlich eine nette junge Dame in Oyambre Negra Camping Dress die uns in das Auto und die Gegebenheiten, Vorschriften einweist. Wir kriegen einen nicht mehr ganz dellenfreien Minivan einer uns bis dato unbekannten chinesischen Automarke.

Nach Erledigung aller Formalitäten leite ich Simone aus der Stadt raus. Das Auto ist zwar sehr schmal aber es hat keine Servo-Lenkung. Nach zirka ½ Stunde verlassen wir das Stadtgebiet, kommen am Flughafen vorbei und folgen dann der Ruta 9 Richtung Punta del Este.

In einem Supermercado decken wir uns mit dem Nötigsten ein, die Reise in die Weiten Uruguays kann beginnen.

El Águila, das Adlerhaus in Atlántida

Nach einem eher zufälligen Abstecher zum berühmten Casa de Águila geht es auf fast schnurgeraden Straße durch schier endlose Weiten gen Norden. Die Straße wir von Reklametafeln für Bier gesäumt, hier ist das Zillertal Bier allgegenwärtig. Fast die komplette Strecke von Punta del Este bis Punta del Diablo ist Baustelle, die Ruta 9 wird jeweils zweispurig ausgebaut. Unser „Camping-Ferrari“ fällt bei 95 km/h gefühlt auseinander, daher dürften wir auch keine Probleme mit der Geschwindigkeit bekommen. Nach zirka 4 weiteren Stunden erreichen wir schließlich Punta del Diablo. Der Campingplatz ist riesig und die Stimmung extrem entspannt. Wir fühlen uns umgeben von Uruguayos pudelwohl und lassen den Abend gemütlich ausklingen.

Campingplatz in Punta del Diablo – unser Camping-Mobil “La Pulga” 😀

Tag 8 – Punta del Diablo (08.02.2024)


Wir taufen unsere Luxus-Karosse „La Pulga“ frei nach „Der Floh“ auf Spanisch. Die Nacht war heiß, gewöhnungsbedürftig und moskitoreich.

Nach deftigem Frühstück mit Ei und Speck marschieren wir um 11:00 Uhr los nach Punta del Diablo. Wir hätten es besser wissen müssen; man geht in Südamerika im Hochsommer anscheinend nicht zur Mittagshitze spazieren. Leider gibt es keine aktiven Busverbindungen zu dieser Uhrzeit. Also auf zur prallen Mittaghitze zu Fuß in die „Stadt“. Es ist echt verrückt, diesen Kontrast zu erleben. Montevideo ist ähnlich wie große Städte im Süden Europas. Auch die Gegend rund um Uruguays einzige Metropole hat jetzt nicht unbedingt den typischen Charakter den man sich von Südamerika erwartet.

Punta del Diablo hingegen entspricht schon eher unseren Vorstellungen. Es handelt sich um ein buntes Dorf mit Bretterbuden, Bungalows, Bars, Restaurants. Hier riecht es überall nach „Gras“, was in Uruguay auch legal ist (nicht aber für Touristen). Nach einem fast ¾ stündlichen Marsch durch die pralle Sonne flüchten wir uns an der Meerespromenade in eine überdachte Bar wo wir bei Bier (die haben hier auch so Literflaschen wie in Suriname) und Caipirinha akklimatisieren und dem Treiben am Meer zusehen. Hier trifft sich scheinbar halb Südamerika, man sieht Pick-Ups mit brasilianischen Kennzeichen und uralte Golf aus Argentinien.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte
Kleine Häuschen an den Dünen des Atlantik

Plötzlich rottet sich eine große Menschenmenge am Strand zusammen. Da daneben ein Fischerboot den Fang entlädt, kann es sich eigentlich nur um einen spektakulären Fang handeln. Und tatsächlich, wenige Minuten später fährt ein kleiner Pickup auf der staubigen Straße  an uns vorbei mit einem toten Haifisch auf der Ladefläche. Ich wage mich trotzdem in den herrlich erfrischenden aber nicht kalten Atlantik. Nach der Abkühlung ist es aber nur für mich erträglich.

Am Strand von Punta del Diablo. Traumhafte Bedingungen 😍

Simone hat Schmerzen von der Sonne, eher durch Zufall und dank Hilfe eines Einheimischen finden wir den Shuttlebus der uns bis zum Busbahnhof mitnimmt. Von dort zum Campingplatz sind es dann nur, Gott sei Dank, noch ein paar hundert Meter. Glücklich der Hitze endlich entronnen zu sein, springen wir in den wunderschönen Pool und entspannen auf unserem Campingplatz.

Tag 9 – Parque Nacional Santa Teresa (09.02.2024)


Heute Nacht ging es mit dem Schlafen in „La Pulga“ schon besser. Nach dem Frühstück mit Haferflocken und einem starken Kaffee brechen wir zu Fuß zum Parque Nacional Santa Teresa auf. Es ist zwar heute bedeckt und auch 1 Stunde früher, aber dennoch heiß. Als ich den sehr netten Schrankenwärter unseres Campingplatzes im holpringen Spanisch nach der Länge des Weges etc. frage, meint der man solle das Auto nehmen, zu Fuß würde es zwar nur 45 Minuten, aber der Park ist riesig und man wäre schon nach Ankunft im Park durchgeschwitzt.

Ich kann es mal wieder nicht glauben. Bei uns in Europa ist doch irgendwie alles fußläufig erreichbar. Aber der nette Herr hatte recht. Nach zirka 20 Minuten Fußmarsch stehen wir an der Hauptstraße. Die Sonne knallt herunter und bis zum Park sind es laut Straßenschild noch 4 Kilometer. Also wieder zurück zum Campingplatz. Wir packen unsere sieben Sachen, „reservieren „ unseren Platz und fahren nun mit „La Pulga“ zum Park. Auf der Hauptstraße angelangt wird mir dann bewusst wie weit das zu Fuß gewesen wäre. Selbst mit dem Auto braucht man fast 10 Minuten zum Park.

Selbstportrait am Eingang zum Nationalpark. Rechts an der Straße wartet Simone im “La Pulga”

Als wir beim Park ankommen sind wir am Anfang irritiert über die Militärpräsenz am Eingang. Es stellt sich jedoch heraus, dass man lediglich registriert wird und eine Eintrittskarte erhält. Der junge Rekrut nimmt die Personalien auf. Ich bin mir sicher dass das was ich ihm in Spanisch buchstabiere und das was er auf Spanisch auf seinen Block schreibt, deutlich voneinander abweicht.

Der Park ist sehr groß und das Auto war definitiv die richtige Wahl. Wir biegen zum Playa ab und fahren durch eine regenwaldähnliche Landschaft. Kurz vor dem Meer sehen wir in den Wäldern viele „Wildcamper“. Das Campen im Park ist anscheinend drei Tage am Stück erlaubt, etwas weiter entfernt gibt es sogar Ferienhäuser und Sanitäranlagen. Man kann vermutlich ewig mit dem Auto durch den Park fahren.

Eingang zum Jardín Uruguayo

Wir entscheiden uns in der Parkmitte den Jardín Uruguayo zu besichtigen. Es handelt sich um eine Mischung aus künstlich angelegten Park mit Holzbretter-Wegen und Indio-Statuen mit künstlichen Wasserfällen, verwunschenen steinernen Gewächshäusern und Palmengängen. Etwas weiter entfernt gelangt man über einen Holzsteg zu einem kleinen See in Sumpf-Marschland. Hier kann man allerlei Vögel beobachten. Hier ist die Natur intakt und wunderschön. Den späteren Nachmittag verbringen wir auf unserem Campingplatz. Wir genießen die lockere Atmosphäre der vielen Gäste und der Besuch am Pool ist herrlich erfrischend. Wir spannen ein letztes Mal aus bevor sie beginnt, die Reise ins unbekannte Uruguay. 🤠

Tag 10 – Erste Expedition ins Land (10.02.2024)


Welch‘ eine Nacht. Gefühlt war die ganze Nacht Samba und Karneval. Die Brasilianer die scharenweise in Uruguay einfallen, okkupieren den Campingplatz mit riesen Jeeps, Motorrädern, Ghetto-Blastern etc. Wehe wenn sie losgelassen.

Nach dem kurzen Frühstück brechen wir so gegen 09:30 Uhr auf und verlassen unser Zuhause für drei Nächte. Wir fahren nochmals nach Punta del Diablo, vorbei an Gauchos die an der Straße ihre Pferde hüten und heben noch Geld für die Estancia ab. Dann geht es weiter zur Fortaleza Santa Teresa, wo wir kurz vor 10:00 Uhr ankommen.

Geschützstellungen in der Fortalezza di Santa Teresa.

Das Wetter ist heute sehr bewölkt und angenehm frisch. Nichts desto trotz sind sehr viele Touristen hier und wir warten alle gemeinsam am Kiosk aufs Aufsperren. Für nur 50 Pesos pro Person können wir das Fort besichtigen. Es handelt sich um eine Festungsanlage aus dem 16. Jahrhundert, welche zuerst von den Portugiesen erbaut wurde und dann später von den Spaniern verwaltet wurde. Die Anlage ist großzügig angelegt und äußerst gepflegt. Es gibt eine Kapelle, eine Administration, ein Lazarett eine Küche und noch einiges mehr zu entdecken. Fast eine Stunde verbringen wir in der Festung. Nach einer Stärkung an unserem Van brechen wir zur Reise ins Landesinnere auf.

Vor der Tour meint „La Pulga“ jedoch dass ein wenig Treibstoff auch noch gut wäre. Also gesagt getan, wir steuern eine Tankstelle zirka 10 Minuten nördlich der Fortaleza di Santa Teresa an. Hier herrscht reges Treiben. Es gibt 4 Tank-Linien mit jeweils 4 Zapfsäulen, die alle belegt sind. Hier dürfte halb Uruguay tanken. Da es hier noch Tankstellen mit Bedienung gibt erkläre ich unserem jungen Herren was wir tanken müssen und dass ich dass ganze bitte mit der Kreditkarte zahlen möchte. Der junge Mann ist extrem wissbegierig und will natürlich wissen wo wir herkommen. Als ich ihm in Spanisch erkläre dass wir aus Deutschland und Österreich sind ist er völlig verzückt, wir dürften hier in Uruguay definitiv zu den Exoten zählen.

„La Pulga“ ist mit frischen NAFTA Gas 95 gestärkt, die Reise zur Estancia nahe Treinta y Tres kann beginnen. Wir biegen auf die Ruta14 ab und es kommt wie es vermutlich kommen muss; Schotterpiste, so weit das Auge reicht. Heute ist Simone die Fahrerin. Wir haben zirka 220 Kilometer vor uns und es ist jetzt zirka 12:00 Uhr. Simone meint wir dürfen ja eh nicht vor 14:00 Uhr einchecken, sollte also ziemlich gut passen, dass wir dann irgendwann um 15:00 Uhr in der Estancia ankommen. Naja, planen kann man viel, die Realität sieht meistens anders aus.

Der Beginn der “Todesstraße” 🏴‍☠️

Die Ruta 14 zieht sich kilometerweit schnurgerade durch die endlos wirkendende Landschaft. Hin und wieder kommt ein Auto. Die Piste ist ganz in Ordnung, aber schneller als 50-60 km/h ist nicht drinnen.

Nach zirka 1 ½ Stunden erreichen wir das verschlafene Provinzstädtchen Lascano. Bis hierher war es eine Schotterpiste, die recht gut befahrbar war. Jetzt plötzlich geht die Ruta sogar als Asphaltierte Straße weiter. Simone ist voller Euphorie aber diese wird nicht lange anhalten. Vor uns kommt eine heftige Gewitterfront und als würde das nicht reichen, wird die Straße immer schlechter. Teilweise Schotterpiste, teilweise Asphalt. Das Autofahren ist ein Spießrutenlauf zum Umfahren der Schlaglöcher.

So sieht die Piste bei Regen aus 🙈

Dann geht es plötzlich relativ schnell. Wir fahren mitten rein in die Front, Blitze zucken vom Himmel und ein Blitz schlägt unmittelbar neben uns in ein Feld ein. Die Straßen verwandeln sich in Schlammpisten, Simone kämpft sich mit höchster Konzentration durch diesen Wahnsinn. Nach zirka 20 Minuten ist die Gewitterfront vorbei, die Fahrt bis nach Jose Pedro Varela zieht sich aber gefühlt noch ewig in die Länge. Um zirka 16:15 Uhr ist der Pistenwahnsinn endlich vorüber.

Wir haben von Punta del Diablo bzw. dem Fortaleza bis hierher zirka 4:15 Stunden gebraucht. Ab hier geht die Ruta 8 Richtung Norden gut geteert gerade durch die Weiten der uruguayischen Landschaft. Mit unglaublichen 90km/h kommen wir gut voran, passieren Treta y Tres und erreichen schließlich um 17:15 Uhr den Eingang in die Estancia Pinos de la Quebrada.

Auch hier dürfte der besagte Sturm zugeschlagen haben, ich muss am Weg zur Estancia mehrfach aus dem Auto springen um Bäume aus dem Weg zu räumen.  

Schließlich liegt sie vor uns die Estancia los Pinos. Wir werden gleich freudig vom Hofhund Merma begrüßt und auch die neue Besitzerin aus USA heißt uns herzlich willkommen. Wir erhalten eine exklusive Führung durch die Estancia die wirklich viel zu bieten hat. Obwohl so manches wohl ein wenig in die Jahre gekommen ist, sprüht dieser Ort nahezu vor Energie und guter Stimmung. Eingebettet in wunderschöne Wälder mit Papageien gibt es hier Pferde, Schafe, Vögel und viele tolle Pflanzen. Trotz der endlosen Fahrt durch die Weiten Südamerikas hat sich diese Tour auf jeden Fall gelohnt. Am Abend lassen wir uns noch von der Gastgeberin bekochen und bekommen Tischgesellschaft von einem deutsch-brasilianisch-Pärchen. Als Einheimische um 22:00 Uhr noch mit Asado beginnen, verkriechen wir uns in unser Bett und genießen die Nachtruhe in einem guten Bett in einer extrem ruhigen Atmosphäre. Man geht hier zu Bett mit dem Gefühl dem Himmel und der Natur sehr nah zu sein.

Abendstimmung an der Estancia. Ein magischer Ort.

Tag 11 – Quebrada de los Cuervos (11.02.2024)


Die Nacht war in der Tat wirklich um einiges besser als in unserem Camping-Mobil. Der Morgen ist herrlich, allerdings kündigt sich schon wieder ein Hitzetag an. Das Frühstück nehmen wir im Innenbereich der Estancia zu uns. Wie (in südländischen Ländern) zu erwarten war, ist das Frühstück eher überschaubar. Immerhin gibt es eine ganze Kanne einigermaßen trinkbaren Kaffees der uns den restlichen Schlaf schnell austreibt.

Gegen 10:00 Uhr brechen wir mit „La Pulga“ auf zum Nationalpark Quebrada de los Cuervos. Die Bäume die ich am Vorabend beseitigen musste sind weg, der Weg zum Nationalpark ist frei. Die Luft ist bereits wieder etwas feucht, Wolkentürme bauen sich in der Ferne auf. Beim Verlassen der Estancia bzw. beim letzten Tor vor der Straße überqueren zwei Gauchos die Straße, einer davon hat ein T-Shirt von KTM an. Lustig, am anderen Ende der Welt hier Leute mit KTM-Klamotten als Arbeitskleidung zu sehen ;). Wir biegen nach rechts ab Richtung Süden auf der Ruta 8, der selben Straße von der wir gestern kamen, aber diesmal in Richtung Treinta y Tres.

Einfahrt auf die Straße zum Nationalpark. 24 Kilometer grausame Piste.

Nach zirka 10 Minuten ist die Genußfahrt vorbei, es geht rechts ab 24 Kilometer über eine ziemlich schlechte Straße rein in den Nationalpark. Für die 24 Kilometer brauchen wir zirka 1 ½ Stunden, teilweise hat man den Eindruck die Riesen-Eidechsen die es hier gibt sind schneller als unser Van.

Am Weg zum Canyon. Wanderweg durch “Urwald”

Irgendwann kommen wir dann doch am Nationalpark an. Es gibt hier ein kleines Steinhaus und ein Toilettenhaus. Im Steinhaus sitzt der Guide der uns (natürlich nur in Uruguayso-Spanisch) das nötigste erklärt. Wir müssen uns und „La Pulga“ noch registrieren. Das ist hier alles nicht unbedingt auf exotischere Touristen aus Europa ausgelegt, ohne Spanisch geht hier quasi „Nada“. Nach „Check-In“ geht es nochmals 3 Kilometer bis zum Parkplatz, ich kann mich selten an eine so lange Anreise mit so wenigen Kilometern erinnern.

Der Guide hat uns vorher erklärt man möge pro Person zumindest ½ Liter Wasser einpacken. Ich bin heilfroh dass ich dem Rat nicht gefolgt bin und wir uns für 2,5 Liter entschieden haben. Eine nette Parkrangerin erklärt uns noch die Routenvarianten, dann geht es auf zum 3 Kilometer langen Trip durch die Quebrada de los Cuervos.

Anfangs geht es über eine Hochebene mit großen Sträuchern eben dahin, dann führt der Weg hinab in ein Tal, dort wird die Vegetation bunt und wild. Wir wandern durch alte Alleen und fühlen uns wie im Dschungel. Hier ist es angenehm kühl, ein Bach fließt neben uns. Anschließend führt der Weg wieder steil nach oben und später mit Seilen befestigt tief hinunter in den eigentlichen Canyon wo auch der eigentliche Fluss durchfließt. Es ist jetzt zirka 12:30 Uhr, die Sonne knallt herunter und wir machen einen großen Fehler. Andere Besucher rasten unten am Fluß und genießen den Schatten am Flussbett, wir entscheiden uns jedoch zum Aufstieg aus dem Tal zurück über die Hochebene.

Quebrada de los Cuervos.

Obwohl wir eigentlich genug Wasser dabei haben geht es Simone gar nicht gut, der Kreislauf spielt verrückt und ich mache mir ernsthaft Sorgen was ich mache, wenn mir Simone hier „schlapp“ macht. Mit vereinten Kräften schaffe ich es Simone zum Auto zu bringen, puh das war echt eine sehr intensive Erfahrung. Die letzten 200 Meter zum Auto lässt mich Simone vorlaufen um neues Wasser zu holen, gerade als ich aber zurücklaufen will ist sie auch schon da. Die Parkrangerin bietet ihr sofort ihren Sessel im Schatten an, wir sind hier trotz des tollen Ausflugs nochmals mit einem blauen Auge davongekommen. Die Rückfahrt mit „La Pulga“ zur Estancia verläuft Gott sei Dank ohne besonderer Vorkommisse.

Pünktlich vor dem nächsten Regen sind wir zurück in unserer Estancia. Nach einer Pause gibt es am Abend endlich das lang ersehnte Asado. Matias, einer der Bediensteten bereitet das Asado vor. Es werden riesige Stücke vom Rind, Würste und auch Blutwürste gegrillt. Bei den Blutwürsten erklärt mir der Grillmeister auch Asandor genannt, dass es sich um 2 Arten Blutwürste handelt. Eine „normale“ und eine „süße“. Es wird alles verköstigt/verspeist was am Teller landet, alles vorzüglich, aber viel zu viel. Mit (zu) vollem Bauch geht es ab ins Bett. Der Tag und auch der Abend gehören erst mal „verdaut“.

Asado am Abend. Das haben wir uns verdient! 😋

Tag 12 – Der „Campo“ und die Rinder  (12.02.2024)


Gegen 10:45 Uhr verabschieden wir uns von unserer Gastgeberin in der Estancia. „La Pulga“ und wir haben heute ein lange Reise vor uns, es geht in die Mitte des Landes, nach Tacuarembo. Daniel unser Gastgeber in Montevideo hat uns noch vor ein paar Tagen gewarnt; „was wollt ihr da, da gibt es ja nur Rinder“ aber natürlich will man sich, wenn man ein Land erkundet auch die vielleicht weniger bekannten Ecken ansehen.

Von der Estancia bis Melo führt die Ruta 8 perfekt ausgebaut in den Norden. Das Land ist saftig und hügelig, man sieht Rinder, Schafe, Pferde und Nandus. Jedoch sind die Anzahl der Herden hier noch überschaubar. Das ändert sich kurz nach Verlassen der Stadtgrenze von Melo aber relativ schnell. Die Landschaft wird karger die Rinderherden werden größer und größer. Noch etwas anderes ändert sich leider mit Verlassen von Melo westwärts. Die Straßenbedingungen werden wieder schlechter. Der Krieg gegen die Schlaglöcher erfährt eine weitere Fortsetzung.

Die Ruta 29 nach Tacuarembo, der Rinderhauptstadt von Uruguay, führt zirka 200 Kilometer durch endlose Weiten. Auch die Distanz von 200 Kilometern erscheint bei den Straßenverhältnissen schier endlos. Erst gegen 16:30 Uhr erreichen wir Tacuarembo. Das Wetter sieht nicht sehr einladend aus, es sieht nach heftigem Regen und Sturm aus. Als wir nach längerer Suche endlich den See im Norden der Stadt entdecken, wird es so finster wie in der Nacht, ein heftiger Regen geht nieder und wir retten uns mit unserem Camping-Mobil auf einen städtischen Mini-Campingplatz am See. Der Campingwart kann natürlich nur Spanisch, aber dennoch erfahre ich dass es bei Rapid Wien wohl scheinbar einen Fußballer aus Uruguay gibt. Die beiden Jungs in der Camping-Hütte waren wohl ob des exotischen Besuchs ganz angetan und sehr bemüht. Fast bis 21 Uhr regnet es durch, wir verharren eine Zeit lang im hiesigen Kiosk des danebenliegenden Schwimmbads. Es gibt immerhin Bier und Schnitzelsemmel. Gut schmeckt das Ding nicht, aber es sättigt und das ist heute Abend alles was zählt. Als wir dann mit einem jungen Pärchen aus Uruguay ins Gespräch kommen, wobei das gar nicht einfach ist, da nur Spanisch oder Portugiesisch funktioniert, erhellt sich trotz des schlechten Wetters meine Laune, da die Freundlichkeit und Neugierde der Menschen einem das Herz warm werden lässt. Im etwas windschiefen Camping-Van verbringen wir (leider) die letzte Camping-Mobil-Nacht. Darüber wird später noch zu lesen sein.

Naherholungsgebiet von Tacuarembo: Ipora.

Tag 13 – Go West (13.02.2024)


Die Nacht war besser als erwartet. Es war ruhig und kühler als sonst. Bereits um 07:30 Uhr sind wir wieder on the Road. Der Tank ist etwas mehr als halb voll unser Ziel heißt Paysandu, nachdem wir Salto aufgrund der Distanz jetzt doch nicht mehr am Plan haben.

Kurz vor 8:00 Uhr biegen wir ein ins Valle Eden. Am Weg dahin fällt uns erstmals auf dass es am Straßenrand öfters kleine Häuschen gibt auf denen Almacen steht. Wir recherchieren und stellen fest dass dies so typische Tante-Emma-Läden für den täglichen Gebrauch sind. Da der Magen doch auch mal nach Frühstück verlangt, versuchen wir bei einem dieser Häuschen unser Glück. Zunächst mal muss erwähnt werden dass man hier quasi zu Einfamilienhäusern fährt und auf deren Grundstück parkt. Dann gibt es eine vergitterte Tür, wo der Besitzer oder die Besitzerin erstmal prüft wer da eigentlich ist, bevor aufgesperrt wird.  Nachdem sich unsere Ladenbesitzerin scheinbar davon überzeugt hat, dass von uns keine Gefahr ausgeht, wird uns die Pforte zum Shopping-Erlebnis geöffnet. Man kann sich das wirklich gut mit einem Mini-Kramerladen vorstellen. Es gibt Brot in Plastiksäcken, Kekse, Bier, Wasser, Limo, Konserven und siehe da, auch Schokokuchen. Wir kaufen einen Schokokuchen und einen Apfelsaft, die Frage nach der Öffnungszeit des Museums im bestem Schulspanisch wird mit einem Schwall “Quechua-Dialekt-Spanisch“ beantwortet. Die Dame merkt wohl trotz ihres liebenswerten Redeschwalls irgendwann dass ich nicht folgen kann, holt eine weitere Frau (diesmal eine junge Dame) aus einem anderen Raum hervor, fängt die doch glatt genauso an, unverständliches, schnelles dialektähnliches Singsang. Wir bedanken uns ganz nett und machen uns auf ins Valle Eden.

Cerro Cementerio – Indigene Grabstätte nahe Tacuarembo.

Nach einer Camping Frühstückspause mit selbstgemachten Kaffee am Gaskocher mit Schokokuchen bei der Hängebrücke, geht es ins Tango-Museum dass tatsächlich schon offen hat und mit 50 Pesos Eintritt auch preislich sehr überschaubar vom ist. Allerdings ist man auch in 15 Minuten durch. Es handelt vom Leben der Tango-Legende Carlos Gardel, dem angeblichen Erfinder des Tango. Das Museum ist damit beschäftigt zu bestätigen dass der Tango aus Uruguay und nicht aus Argentinien kommt. Wie auch immer. Es ist nett aber nicht groß. Neben dem Museum ist noch der alte Bahnhof mit völlig verrosteten Zügen. Ein Ort voll der Nostalgie.

Valle Edén – Museo Carlos Gardel

Nach gut 1 Stunde treten wir die Weiterreise in den Westen an. Wir haben heute geplant einen Campingplatz am Rio Uruguay in Paysandu der Grenzstadt im Westen zu Argentinien anzusteuern. Der Tank von „La Pulga“ ist ½ voll, und somit sollten die gut 200 Kilometer nach Paysandu auch kein Problem sein. Schließlich gibt es doch sicher am Weg zumindest 2 Tankstellen schlussfolgern wir. Da es gestern Abend merklich abgekühlt hat, cruisen wir mit unserem „Flohauto“ einmal ohne Klimaanlage gen Westen.

Ruta 26 – Man könnte hier auch in den USA sein.

Die Ruta 26 nach Westen  ist eine der Hauptverbindungen von  Ost nach West bzw. umgekehrt. Man fährt durch unendliche Weiten und sieht hier teilweise 30-40 Kilometer in alle Richtungen, so weitläufig ist der Campo hier. Die argentinischen Autokennzeichen bzw. dessen Autos mehren sich. Am Straßenrand bzw. teilweise auf der Straße liegen überfahrene Gürteltiere, Stinktiere, Marder, Vögel und Schlangen. Bei so wenig Verkehr und so viel Natur kommt das dann schon mal vor, dass es zur Kollision kommt. Auch meine Frau Simone die gerade am Steuer sitzt hat an diesem Tag gleich zwei Tierkollisionen zu verzeichnen, einmal überfährt sie eine Schlange, die sich gerade über die Straße schlängelt, dann beim zweiten Mal ist es eine Taube die nicht mehr ausweichen kann und frontal in die Fahrerscheibe kracht. Unser Auto hat Gott sei Dank keinen Schaden genommen. Die 2 Stunden nach Paysandu verlaufen abgesehen von den „Tierkontakten“ relativ ruhig. Noch eine Erwähnung zu den Tankstellen. Auf der kompletten Strecke von Tacuarembo bis Paysandu gibt es keine einzige Tankstelle, wir haben Gott sei Dank noch Reste im Tank sodass wir locker bis Paysandu kommen. Große Experimente mit Sprit darf man im Landesinneren aber nicht machen.

Paysandu ist eine mittelgroße Stadt am Rio Uruguay mit vielen Stränden und der direkten Verbindung nach Argentinien. Die Stadt ist so wie die meisten Städte des Landes im Schachbrettmuster angelegt. Die Einfahrt ziert eine riesige Flagge Uruguays. Wir hatten geplant hier am Strand am Fluss zu campen. Wir finden auch den Campingplatz aber was sich uns eröffnet sind komische Gestalten, die hier sprichwörtlich hausen, die Toiletten brauchen wir erst gar nicht zu inspizieren, das ist nicht das Camping was wir wollten. Also geht es weiter mit der Suche nach einer Bleibe für heute Nacht.

Da unser Auto mittlerweile wieder genug Sprit hat und  es  erst 15 Uhr ist entscheiden wir uns kurzfristig in das etwas weiter südlicher gelegene Städtchen Mercedes zu fahren, da es hier lt. Reiseführer einen schönen Campingplatz auf einer Insel gibt und man von dort auch Bootstouren in den nahegelegenen Nationalpark machen kann. Der Campingplatz entpuppt sich leider wieder als Reinfall. Die Sanitäranlagen sind so dermaßen furchteinflößend dass wir uns für das Stadthotel am Hauptplatz entscheiden. Simone und ich bleiben eine Nacht. Das Städtchen ist sehr gepflegt und beschaulich. Es gibt eine nette Einkaufsstraße und eine ziemlich imposante Kirche. Wir flanieren dann noch am Strand und genießen die südamerikanische Stimmung.  

Catedral Nuestra Señora de Mercedes

Tag 14 – Zurück in die Zivilisation (14.02.2024)


Auch heute ist es angenehm kühl, die Nacht war in Ordnung, die Betten sind aber überall zu weich. Nach dem Frühstück checken wir aus. Wir haben jetzt noch 3 Nächte in Uruguay und haben gestern Abend noch Pläne geschmiedet was wir nun machen könnten. Wir entscheiden uns nach Colonia del Sacramento zu fahren um hier nochmals 2-3 Campingplätze anzufahren. Sofern die Campingplatz-Suche bzw. die Campingplatz Qualität ähnlich wie in Tacuarembo, Paysandu und Mercedes ist, habe ich schon zwei, drei nette Hotels in Colonia als Alternative rausgesucht.

Bevor wir Mercedes verlassen geht es noch zum Castillo Maurá, einem Adelssitz mit Bodega, Weingarten und großem Park wo auch ein Streichelzoo untergebracht ist. Wir schlendern am Palmenhain zum Rio Negro, überall gibt es Asado-Grillstellen, ein sehr schöner Ort. Gegen 11:00 Uhr verlassen wir Mercedes auf der Ruta 21 über Dolores nach Carmelo. Carmelo ist ein sehr schöner Ort. Am Fluss mit dem schön klingenden Namen Arroyo de las Vacas befindet sich die einzige von Hand betriebene Brücke Südamerikas die Puente de Carmelo welche 1912 eingeweiht wurde.

Hier im Südwesten des Landes, merkt man, dass der Rio de la Plata und die Hauptstadt Montevideo nicht mehr weit sind. Die Vegetation wird üppiger, Weingüter säumen den Weg, die Infrastruktur wird besser, plötzlich kommt zirka alle 30 Kilometer eine Tankstelle. Auch die Straßen sind (großteils) besser, die Zivilisation hat uns wieder. Die Suche nach den vorher im Internet rausgesuchten Campingplätzen erweist sich als hoffnungslos, der einzige Platz den wir finden ist ein Wald neben dem riesigen Rio de la Plata, fernab von nichts mit ein paar ziemlich alten und kaputten aufgestellten Zelten. Also war es das dann mit Schlafen am Campingplatz in unserem süßen „La Pulga“.

Ich lotse Simone also in die Altstadt von Colonia del Sacramento und wir kriegen im Hotel „Posada El Capullo“ ein Zimmer mit Gartenblick bzw. Gartenzugang. Nach erfolgreichem Parken unseres Mini-Campers im separaten Innenhof genießen wir erst einmal die entspannte Atmosphäre in diesem von einer Polin und einem Uruguyo geführten Hotel, dass mehr einer Estancia oder einem Kibbuz gleicht als einem Hotel. Der Hotelgarten ist wunderschön angelegt, es gibt einen kleinen Pool mit Salzwasser, Bänke, Sitzgelegenheiten unter alten knorrigen Bäumen, eine Bar und (natürlich) eine Asado-Grillstation.

Der Eingang zum Hotel. Unscheinbar von der Straße aber wundervoll im Innenhof.

Mittlerweile wissen wir auch wie wir unsere Logistik-Herausforderungen die nächsten Tage lösen. Von Colonia del Sacramento nach Buenos Aires buchen wir die Buquebus-Fähre für Samstag 17:15 Uhr, somit ist die Fährfahrt organisiert und ich vereinbare dass uns das Hotel in Buenos Aires ein Taxi schickt. Die größere Herausforderung ist „La Pulga“ nach Hause zu bringen. Wenn wir wie ursprünglich vereinbart unsere kleine Camping-Karosse erst am Samstag früh zurückbringen können, wird es mit der Busfahrt von Montevideo zurück nach Colonia, wo dann um 17:15 Uhr unsere Fähre ablegt knapp. Also wäre der Plan das Auto schon einen Tag früher am Freitag, den 16.02.2024 in Montevideo abzugeben und dann mit dem Bus zurück nach Colonia und am nächsten Tag ganz entspannt auf die Fähre nach Buenos Aires. Hernan unser Autovermieter stimmt schließlich zu dass wir am Freitag um 10:30 Uhr das Auto in Montevideo abgeben können.

Herrliches Ambiente in Colonia. Hier genießen wir das Abendessen.

Mit dieser guten Nachricht machen wir uns zur ersten Erkundungstour durch Colonia del Sacramento auf. Seit Punta del Diablo haben wir uns als Exoten gefühlt, wurden aber überall herzlich Willkommen geheißen. Hier in Colonia ist der Tourismus voll ausgebaut, es ist aber nicht überlaufen so wie in Europa, obwohl die Stadt seit 1999 zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Was witzig zu beobachten ist sind die Trauben an Touristen die von den Kreuzfahrtschiffen für ein paar Stunden „ausgespuckt“ werden, dann in Grüppchen durch das Städtchen pilgern, und dann ebenso schnell wieder verschwunden sind, wie sie kamen. Wir genießen bei der alten Basílica del Santísimo Sacramento bei Wein und Bier unser Abendessen in einem süßen Straßen-Restaurant und gehen zufrieden zu Bett.

Tag 15 – Colonia del Sacramento (15.02.2024)


Nach dem Frühstück in unserem sehr netten Hotel spazieren wir ganz entspannt durch das wohl berühmtestes Städtchen Uruguays – Colonia des Sacramento. Die nur zirka 25.000 Einwohner zählende Stadt lebt von ihrer Kolonialgeschichte. Überall in den alten Gassen sind Künstlergeschäfte, nette Restaurants und Bars. Das Städtchen hat sich trotz UNESCO Welterbe-Stempel und vielen Touristen seine Verschlafenheit bewahrt. Wir schlendern durch die Gassen, teilweise sind diese menschenleer. Maximal ein Hund der herumstreunt und sein Revier markiert.

Eher durch Zufall finden wir eine nette Galerie die kostenfrei zu besichtigen ist. Es handelt ich um eine alte Industrieanlage direkt am Rio de la Plata. Die Stadt ist nicht groß, man ist hier in eine paar Stunden durch. Man kann sich Elektro-Buggies ausleihen, die ganz so aussehen wir Oldtimer und auch so hupen. Diesen Schnick-Schnack wollen wir aber nicht, sondern entscheiden uns nach ein wenig Sightseeing die Siesta am Pool im Hotel zu verbringen.

Wie ein Freilichtmuseum: Überall stehen hier alte Autos.

Am Abend geht es dann nochmal zum Rio de la Plata, wo wir mit Blick auf den gewaltigen Strom, der hier eher dem offenen Meer gleicht eine sehr leckere Paella mit Meeresfrüchten genießen. In der Ferne sehen wir ganz weit entfernt die Skyline von Buenos Aires, unserer letzten Station auf dieser Reise.

Zum Abschied aus Uruguay: Paella

Tag 16 – Bring „La Pulga“ Home (16.02.2024)


Unsere Gastgeber sind so nett und bereiten uns das Frühstück bereits am Vorabend vor. Da wir heute um 06:45 Uhr nach Montevideo aufbrechen unseren kleinen „Floh“ zurückzubringen, ist für das reguläre Frühstück keine Zeit. Es ist noch ein herrlich kühler Morgen und die Verkehrssituation ist noch äußerst überschaubar. Was uns dennoch wundert ist dass die Urguayos schon um diese Uhrzeit zur Arbeit fahren. Das ist man ehrlich gesagt von einem südländischen Staat nicht gewohnt.

Wir haben noch 3 Striche an der Tankanzeige, das sollte also kein Problem sein, schließlich befinden wir uns auf der Ruta 1, der wichtigsten und am stärksten frequentierten Straße Uruguays. Wir kommen gut voran, die Ruta 1 ist meist doppelspurig pro Seite ausgebaut, allerdings von Tankstelle keine Spur. Bei Nueva Helvacia sind es dann nur noch 2 Striche und wir fahren von der Ruta 1 ab um unser Tankstellen-Glück in einem Dorf am Rio de la Plata zu versuchen. Das verschlafene Nest ist gerade erst dabei zu erwachen, wir haben aber Glück eine Gemeindebedienstete die ich am Wegesrand nach der Tankstelle frage signalisiert uns wir müssen auf die Ruta 1 zurück und nach 7-8 Kilometer kommt dann die Tankstelle.

Unglaublich dankbar über diese Info fahren wir zurück auf die Ruta 1. Kurz vor der Auffahrt auf diese Straße springt die Tankanzeige plötzlich auf Reserve und fängt zu blinken an. Kurzfristig kommt leichte Panik auf, aber nach den versprochenen sieben Kilometern kommen gleich drei Tankstellen. Der nette Junge an der Tankstelle tankt unseren „La Pulga“ voll und entfernt dankenswerterweise die letzten Reste der Taube die mit unserem Camper kollidiert ist. Frisch getankt und frisch geputzt cruisen wir die letzten 70 Kilometer bis wir um 10:00 Uhr „La Pulga“ wieder in seine Garage bringen. Wir signalisieren Hernan dass wir da sind, die hilfsbereite junge Dame die uns 10 Tage davor das Auto ausgehändigt hat, übernimmt den Wagen wieder. Es gibt keine Beanstandungen, wir erhalten unsere Kaution zurück und sind sehr froh dass wir das Camping-Mobil-Abenteuer gut überstanden haben.

Wir verabschieden uns von Oveja Negra und nehmen den Bus 526 zur Station Tres Cruces. Auch hier erfahren wir wieder die unglaubliche Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Menschen in diesem Land. Eine Dame, die ich beim Einsteigen nach Tres Cruces frage tippt mit freundlich auf die Schulte und sagt dann „proxima estacion“. Das Shopping-Center ist sehr groß, auf zwei Etagen gibt es Shopping im Tiefgeschoss befindet sich der Busbahnhof. Dieser ist riesig, es gibt verschiedenste Anbieter die Busreisen ins ganze Land anbieten. Alles ist auf Digitaldisplays gut zu sehen, es gibt eigene Boarding-Gates. Es ist dann für uns auch relativ leicht ein Ticket für 2 Personen um 12:30 Uhr nach Colonia zu buchen.

Um 12:10 scannen wir unsere QR-Codes beim Boarding Gate und fahren pünktlich um 12:30 Uhr von Terminal ab. Der Bus ist sehr modern, hat WIFI und man hat einen fix gebuchten Sitzplatz. Nach 2 ½ Stunden erreichen wir das Busterminal von Colonia. Wir sind froh die Überstellung des Vehikels hinter uns zu haben und genießen unseren letzten Nachmittag/Abend in Uruguay bevor es morgen Nachmittag auf die Fähre nach Buenos Aires geht.

Tag 17 – Die große Überfahrt – Leaving Uruguay (17.02.2024) 😢


Der letzte Morgen in Uruguay beginnt. Es ist bewölkt und angenehm kühl in Colonia del Sacramento. Heute geht es über den Rio de la Plata nach Buenos Aires ins benachbarte Argentinien. Bis dahin ist aber noch Zeit. Nach dem Frühstück und dem Check-Out schlendern wir ein letztes Mal durch die malerische Altstadt von Colonia del Sacramento. Mittlerweile ist die kühle, angenehme Temperatur von heute morgen der standardmäßigen Hitze gewichen. Da wir noch ungefähr 1.400 U$ haben nehmen Simone und ich unsere letzten Drinks inkl. Mini-Wurst und Pommes mit Käse in einem netten Restaurant direkt am Rio de la Plata ein.

Am Weg zum Fährhafen kommen wir am aufgelassenen Bahnhof vorbei.

Gegen 14:00 Uhr sind wir am Terminal, das sich sehr modern und sauber präsentiert. Hier fahren die Fähren regelmäßig über den Rio de la Plata nach Buenos Aires. Unseren letzten Geldreserven Uruguays investieren wir in Kaffee und Wasser bis es dann um 15:00 Uhr zum Boarding geht. Das Prozedere ist ganz einfach, man kann hier auch Englisch und wir geben unsere beiden großen Gepäckstücke auf. Anschließend geht es durch „Körperscanner“ und das Handgepäck wird auch geprüft. Da es so gut wie bei jedem Passagier piepst, das aber hier keinen dazu veranlasst etwas zu prüfen, kann ich mir nicht wirklich einen Reim darauf machen, was genau geprüft wird. Im Terminal findet praktischerweise das Ausreise und das Einreiseprozedere gleichzeitig statt. Zuerst geht man zum Uruguay-Schalter und erhält eine Ausreisestempel in seinen Reisepass, dann geht es zum Argentinien-Schalter, wo wir dann auch noch freundlich mit dem Slogan „Benvenidos a Argentina“ begrüßt werden.

Unsere Buquebus-Fähre beim Boarding in Colonia del Sacramento.

Über eine Gangway gelangen wir auf die Fähre. Hier geht es sehr entspannt zu, Kinder laufen herum und um 17:10 Uhr legt die Fähre ab und wir tuckern über den Rio de la Plata. 1 Stunde später legt die Fähre pünktlich in Buenos Aires an. Nach Koffer-Abholung stehen wir dann allerdings etwas verloren im halbleeren Terminal, von unserem Taxi-Fahrer fehlt leider jede Spur. Not macht aber bekanntlich erfinderisch, ich finde ein freies WIFI und sehe dass das Hotel per Booking-Mail Kontakt mit mir aufgenommen hat. Der Taxifahrer würde uns nicht erreichen. Nach mehreren Mails hin und her, nehmen der Taxifahrer und ich schließlich per Whatsapp Kontakt auf und siehe da plötzlich klappt es und ein sehr netter Herr hievt unsere Koffer ins sein Taxi. Die Fahrt ins Hotel dauert zirka 20 Minuten. Die Häuser sind hier wesentlich höher als in Montevideo, die Stadt ist riesig. Wir brettern die Avenida Cordoba entlang, neben uns zwei lässige Jungs auf BMW-Polizei-Motorrädern. Dann kreuzen wir die Avenida 9 de Julio. mit  dem Obelisken, angeblich die breiteste Straße der Welt. Die Dimensionen sind einfach gigantisch. Nach 2 ½ Wochen Beschaulichkeit (inkl. entspannter Hauptstadt Montevideo) kommen wir nun in Südamerikas zweitgrößter Stadt, vollgepackt mit Superlativen an.

Das Hotel im Stadtteil Palermo ist ziemlich interessant eingerichtet und sehr verwinkelt. Es gibt hier sogar eine Dachterrasse. Was auch auffällt, die Stromstecker sind anders, sie erinnern eher an Herzen, in Uruguay waren die Stromstecker 3 waagerechte Löcher und ganz entscheidend hier gibt es Klobürsten. Diese putzigen kleinen Dinger haben wir in ganz Uruguay nicht zu Gesicht bekommen.

Party in Palermo.

Nach kurzer Pause im Hotel erkunden wir noch die Blocks rund ums Hotel und wollen noch nett Essen gehen. Unglaublicher Lärm kommt vom Plaza de Latinoamerica, dort muss ein Fest stattfinden. Voll der Neugierde kommen wir zum einem eingezäunten aber mittels Tor zugänglichen Sportplatz-Areal, voll mit Menschen die in Kostümen Karnevals-Choreografien zeigen. Danach geht es zu einem netten Lokal wo wir sehr gut und auch deutlich günstiger als in Uruguay zu Abend essen und die Stimmung dieser Stadt erstmals gut genießen können. Gut gesättigt und froh hier zu sein gehen wir schlafen und freuen uns auf den nächsten Tag mit Jorge und seiner Familie, einem weitschichtig Verwandten meiner Tante Guggi.

Tag 18 – Buenos Aires mit Einheimischen (18.02.2024)


Wir haben eigentlich ganz gut geschlafen. Jetzt freuen wir uns auf das Frühstück in diesem süßen verwinkelten Hotel. Leider erweist sich dieses als äußerst einfach und von Vitamin C fast keine Spur. Es gibt Toast, Marmelade, Butter, geschmacklosen Frischkäse und Dulce de Leche Aufstrich. All das ist jeweils separat in Kunststoff verpackt. Welch‘ eine unglaubliche Verschwendung. Um zirka 10:15 Uhr werden wir von Jorge abgeholt. Jorge ist, wie bereits erwähnt, ein Verwandter meiner Tanti Guggi. Wir haben uns das letzte Mal in Salzburg vor zirka 30 Jahren getroffen. Damals waren wir Beide noch um einiges jünger und für Jorge war es damals die erste Begegnung mit Schnee.

Wir fahren mit seinem Auto zuerst zum Parque Tres de Febrero. Da Sonntag ist kann man hier überall parken, wobei das gar nicht einfach ist. Gefühlt ist halb Buenos Aires auf den Füßen. Unglaublich viele Jogger, Radfahrer, Hundesitter oder Spaziergänger tummeln sich hier um das Wochenende zu genießen. Der Park ist sehr sauber und schön angelegt, die Vegetation ist üppig, einzig die Rosen im angelegten Garten leiden unter der hohen Temperatur.  Nach dem Park zeigt uns Jorge noch das Denkmal von Christopher Columbus am Rio de la Plata. Von hier sieht man gut auf die Skyline von Buenos Aires und mir werden nochmals die Ausmaße dieser Megacity bewusst. Jorge erzählt uns dass gegen Mittag seine Frau Karina mit den beiden Kindern dazukommen werden, was uns sehr freut seine ganze Familie kennenzulernen.

Tango: Der Volkstanz in Argentinien.

Jorge zeigt uns noch das schöne Flanierviertel am ehemaligen Hafen für Immigraciones. Die Puente de la Mujer, entworfen vom Stararchitekten Santiago Calatrava ist eine Fußgängerbrücke, die sich drehen lässt. In der Mitte der Brücke tanzt ein Pärchen Tango, ein paar Meter weiter präsentieren andere Schausteller ihre Kunststücke. So viele Klischees werden hier Wirklichkeit. Nach einer kleinen alkoholischen Stärkung entscheiden wir uns kurzfristig über die Treppen hochzulaufen und ins Regierungsviertel zu wandern. Nach einem Abstecher zum Centro Cultural de Kirchner und dem sich davor befindlichen Monumento a Juana Azurduy, stehen wir wenige Minuten später vor der Casa Rosada, dem Regierungssitz des neuen Präsidenten Javier Milei. Auf der Plaza de Mayo demonstrieren Exilrussen gegen Putin und das Ende des Krieges. Ja, auch hier, fast 12.000 Kilometer von der Heimat entfernt, ist der Krieg in der Ukraine und die Situation in Russland ein Thema.

Ebenfalls am Plaza de Mayo befindet sich die “Catedral Metropolitana de Buenos Aires”. Hier war Jorge Mario Bergoglio, besser bekannt als Papst Franziskus, lange der Erzbischof von Buenos Aires. Außerdem befindet sich in der Kirche die letzte Ruhestätte von General San Martín, einem berühmten Freiheitskämpfer von Argentinien. Das Mausoleum ist so bekannt dass sogar dauerhaft zwei Gardisten in prächtigen Uniformen das Denkmal bewachen.

Die beiden Reisenden im Mercado San Telmo ☺️
Hier gibt es eine Ladenkette nur mit Karamell-Leckereien. Vom Brotaufstrich bis zu den berühmten Alfajores.

Nach dem Besuch der Kathedrale macht sich allgemein Hunger breit. Da Jorges Familie mittlerweile auch in der Stadt ist, treffen wir die 3 in einem Restaurant auf der Prachtstraße Avenida 9 de Julio, nahe dem Obelisken, einem der Wahrzeichen der Stadt. Jorges Familie ist total lieb und interessiert an uns und Europa, die beiden Teenager sind ganz wissbegierig wie Europa so ist. Gestärkt gehen wir gemeinsam zum „Ferie de San Pedro Telmo“, dem großen Wochenendmarkt im Stadtteil San Telmo. Hier heißt es Wertgegenstände gut verstauen, da hier unglaublich viele Menschen auf engem Raum sind und man nie weiß ob nicht auch Straßendiebe unterwegs sind. Der Markt ist riesig, er erstreckt sich über mehrere Blocks. Das Publikum ist komplett bunt gemischt und auch die Händler sind ganz unterschiedlich. Neben dem Standard-Nippes-Läden gibt es Kunsthändler die indigene Kunst verkaufen, Mate Stände, Straßenhändler, die Chori-Pan anbieten (das ist eine Wurst die in einem Brot ähnlich wie ein Bosna serviert wird) und vieles mehr. Es ist eine Reizüberflutung erster Klasse und als ich dann auch noch den Eingang zum historischen Mercado San Telmo finde und wir dann im Markt noch was trinken, bin ich einfach nur hin und weg von dem Trubel, der Quirligkeit und der Vielfältigkeit. Die Stunden verrinnen und ehe wir es uns versehen ist es schon 18 Uhr. Unsere Füße tun vom vielen Laufen weg. Wir verabschieden uns von Jorge uns seine Familie und nehmen ein Taxi ins Hotel. Voll der Eindrücke uns schön nette Menschen getroffen zu haben lassen wir dein Abend in unserem Hotel ausklingen.

Tag 19 – Explore Buenos Aires (19.02.2024)

Unser vorletzter Tag beginnt. Über das Frühstück brauche ich ja nichts mehr zu erzählen. 🙈 Wir starten unserer heutige Tour einige Straßen von unserem Hotel entfernt jedoch noch in unserem Stadtviertel Palermo. Wir haben gestern den Tipp bekommen dass es mi dem Hop-On-Hop-Off-Bus am einfachsten ist, Buenos Aires auf eigene Faust zu erkunden. An der Ecke Avenida El Salvador und der Avenida Jorge Luis Borges hält der “gelbe” Bus. Der Weg zum Bus-Stop führt durch den hippen Teil von Palermo. Überall gibt es Cafes und Restaurants und auch sehr alternative Geschäfte.

Der Bus kommt relativ bald nach unserer Ankunft. Da es jedoch keine Kassa an Bord gibt und wir noch kein Ticket haben erlaubt uns die “Reiseleiterin” bis zum Endpunkt beim Cementerio de la Recoleta mitzufahren. Hier kriegen wir dann auch unser Ticket und nehmen einen der nächsten Busse für die Rundfahrt.

Der Doppeldeckerbus ist im Oberstock offen, nur vorne gibt es einen überdachten klimatisierten Bereich. Wir fahren einmal von Nord nach Süd, queren dabei die Avenida 9 de Juli mit dem gigantischen Obelisken, kommen am Teatro Colón und am Teatro Liceo vorbei bis der Schluss am riesigen Kongressgebäude umdreht und dann von West nach Ost Richtung San Telmo fährt.

Simone hat hier schon einen Stopp geplant, da es hier ein Museum mit zeitgenössischer Kunst gibt. Außerdem tut es bei dieser Affenhitze auch gut in ein klimatisiertes Gebäude mit angenehmen Temperaturen flüchten zu können. Das Museo Moderno ist überschaubar aber schön gestaltet und manche Gemälde sind wirklich inspirierend. Speziell die Gemälde mit Bezug zur Südamerikanischen Kultur und Natur haben es mir angetan.

Erholt von der Hitze und hungrig beschließen wir heute nochmals zum Mercado San Telmo zu gehen und uns heute auch ins kulinarische Getümmel zu werfen. Wir haben Glück, trotz großem Andrang ergattern wir 2 Plätze direkt am Tresen eines kleinen Lokals und kriegen hautnah mit wie die logistischen Abläufe und Wünsche der Kunden bedient werden. Wir bestellen Choripan, die bekannte südamerikanische Chorizo in einem leicht angegrillten Baguette. Dazu gibt es viel Pommes und wieder einmal ganz wenig Gemüse (1 nacktes Salatblatt). Das frisch gezapfte Bier schmeckt herrlich und Simone und ich lassen das bunte Treiben auf uns wirken. Mit Walkie-Talkie bzw. Funkgeräten wird dem Grillmeister mitgeteilt wer was will, es werden ununterbrochen neue Würste, Spieße, Fleischstücke etc. auf den Grill aufgelegt. Obwohl es extrem stressig zugeht, ist das Personal eingespielt und freundlich und meistert die Herausforderungen mit Bravour.

Essenstechnische Reizüberflutung im Mercado San Telmo.

Nach dem Marktbesuch geht es mit einem anderen Hop-On-Hop-Off-Bus weiter ins berühmte Stadtviertel La Boca, der Wiege des argentinischen Fußballs. La Boca ist einerseits ein heruntergekommenes und eher schlechtes Viertel von Buenos Aires, andererseits gibt es hier auch Straßenzüge die eher an ein Künstlerviertel erinnern. Mittendrin liegt das Stadion “La Bombonera” zu Deutsch die Pralinenschachtel. Das ist die Heimstätte des wohl bekanntesten Argentinischen Fußballvereins “Bocca Juniors”. Hier ist alles Fußball, alles Maradona. Wir entschließen das Treiben aus dem Bus zu beobachten, außerdem müssen wir erst unsere soeben verspeisten Chorizons verdauen.

Hier bitte nicht aus dem Bus aussteigen. Suburbs von La Bocca.

Zirka 1 Stunde später sind wir wieder zurück im Stadtteil Palermo wo wir nach einem schönen Abendessen den Abend mit einem kühlen Bier auf der Dachterrasse ausklingen lassen.

Tag 20 – Richtung Tigre – Mücken, Mücken, Mücken (20.02.2024)

Nach dem gestrigen Action-Tag gehen wir es heute entspannter an. Heute haben wir wieder das große Privileg von Einheimischen begleitet zu werden. Die Eltern einer Freundin von uns sind Argentinier und wollen uns gerne ihre Stadt zeigen. Gegen 10:30 Uhr werden wir abgeholt. Da beide Elternteile deutsche Wurzeln haben funktioniert die Verständigung gut auf Deutsch und es ist interessant die Infos über das Land aus erster Hand zu erfahren. Wir fahren heute raus aus der Stadt in den Norden Richtung Tigre. Auf halber Strecke wollen wir einen kleinen Spaziergang am Rio de la Plata machen.

Blick auf die Skyline von Buenos Aires.

Obwohl wir vollumfänglich mit Mückenspray eingesprüht sind werden wir innerhalb von 2 Minuten von gefühlt Millionen und Abermillionen von Moskitos attackiert. Auch bei der nächsten Station am Rio ist es nicht besser also kurzfristig Planänderung und auf zu einer der ältesten Kirchen im Großraum Buenos Aires der Catedral San Isidro Labrador. Auch hier währt die Dauer des Aufenthalts nur kurz, die Mücken sind überall.

San Isidro

Zu Mittag speisen wir mit den Eltern im 20 Stock mit herrlichem Blick auf die Vororte und den Rio de la Plata. Hier oben weht ein angenehmer Wind und wir genießen das Essen bei den Beiden. Es gibt Hühnerfrikassee und Gemüse, schmeckt sehr gut. Gegen 14 Uhr geht es zurück in die Stadt.

Wir steigen im Stadtteil Belgrano aus und entscheiden uns zu Fuß zum Hotel zu marschieren. Der Weg nach Palermo ist weiter als gedacht, etwas erschöpft kommen wir im Hotel Costa Rica an. Den letzten Abend in Südamerika lassen wir in einem nahen Restaurant ausklingen. Morgen geht es wieder zurück in die Heimat.

Tag 21 und Tag 22 – Nach Hause (21.02.2024 und 22.02.2024)

Die letzte Nacht war angenehm, wir sind ausgeschlafen und bereit für die lange Reise nach Hause. Am Vormittag schlendern wir noch durch Palermo und bringen unsere letzten Peseten unters Volk. Gegen Mittag holt uns das Taxi ab und es geht zum Aeropuerto Ezeiza. Wir fahren fast 1 Stunde durch Buenos Aires bis wir schließlich am Flughafen ankommen.

Der Check-In ist sehr langwierig, die Schlange ist lang und die Wünsche der Passagiere scheinbar teilweise unerfüllbar. Ich beobachte ein Pärchen dass einen Hund als Handgepäck einchecken will, das Prozedere dauert sicher 1/2 – 1 Stunde. Wir erhalten schließlich doch noch unsere Boardkarten und können uns glücklich schätzen dass unser Flug nach Frankfurt heute geht, die beiden vorigen Tage hat das Bodenpersonal in Frankfurt gestreikt und sehr viele Flüge sind ausgefallen.

Vor der Ausreise aus Argentinien stärken wir uns nochmals mit Burger und Bier bevor dann um zirka 17:00 Uhr Argentinien-Zeit unser Flug nach Frankfurt zum Einstieg bereit ist. Die Boeing 747-8 der Lufthansa bringt uns in zirka 13 Stunden gut nach Frankfurt wo es 1 1/2 Stunden später weiter nach Wien geht. Die Reise verläuft unspektakulär, wir sind ziemlich verschwitzt und müde als uns am Abend meine Mutter vom Salzburger Hauptbahnhof abholt. Nach Dusche und Toilette fallen wir in unser Bett und schlafen mit vielen Impressionen friedlich ein.

Epilog

Es gibt sowohl in Uruguay als auch in Argentinien sehr viele Foodtrucks. Die Dinger passen allerdings eher auf einen Schrottplatz als ins Straßenbild. Wie auch immer – ich habe mich nicht getraut hier was zu probieren.

In Uruguay rennen so ziemlich alle Erwachsenen mit Mate-Tee und Thermoskanne untern Arm herum. Es gibt in Uruguay sogar eigene Tragevorrichtungen für Mate-Tee, darin kann man das Trinkgefäß und auch die Thermoskanne verstauen. Anders ist das Ganze in Argentinien. Hier sieht man nur vereinzelt Leute in der Öffentlichkeit mit Mate-Tee. Was wir aber gelernt haben dass dieser Tee nicht etwa weniger getrunken wird sondern eher dass die Argentinier den Mate-Tee teilen und mehrere Personen aus einem Gefäß trinken. Wie bei vielen Dingen gibt es heftige Debatten ob der Mate aus Uruguay oder Argentinien kommt.

Wir hatten geplant Südamerika entspannt zu erkunden. Da man allerlei Geschichten über Kriminalität in Lateinamerika hört und die Flächen der einzelnen Staaten riesig sind, haben wir uns bewusst für das kleine Uruguay entschieden. Außerdem war der Plan ein Land ohne Hektik zu erkunden und nicht durch innerlichen Druck gezwungen zu sein alles anzusehen. Aus meiner Sicht ist Uruguay aber nicht das typische Lateinamerika, sofern es so etwas überhaupt gibt. Uruguay gleicht eher Spanien mit amerikanischen Dimensionen. Es ist alles sehr westlich und es könnte auch im mittleren Westen der USA sein. Das Land ist flach und die Landschaft eher eintönig. Dennoch ist das kleine Land am Rio de La Plata eine Reise wert. Die Menschen sind sehr freundlich, das Leben ist sehr entspannt, man fühlt sich sicher. Mit ein wenig Spanisch-Kenntnissen kann man das Land individuell gut bereisen, die Infrastruktur ist grundsätzlich in Ordnung. In Punkto Digitalisierung ist Uruguay gefühlt weiter als manches Land in der EU, selbst am Käsestand auf der Ruta 1 kann man mit Kreditkarte zahlen. Wir sind in 10 Tagen einmal von Süden nach Nordosten und von Nordosten nach Nordwesten gefahren bis wir schließlich unser Auto wieder im Süden abgegeben haben. Da es in Uruguay nicht an jeder Ecke was zu sehen gibt, kann man das kleine Land in Südamerika gut in 14 Tagen erkunden. Das ist natürlich nur meine persönliche subjektive Empfindung.

Anders ist es in Argentinien, wenngleich wir aktuell nur Buenos Aires kennen. Hier kommt man sich eher wieder wie in Italien vor, alles ist hektischer und auch etwas wilder. Wir haben uns in Buenos Aires zwar auch sicher gefühlt, jedoch merkt man hier schon dass es Elendsviertel gibt und das es aktuell aufgrund der Wirtschaftskrise nicht zum Besten mit dem einst reichen Land steht. Auf der anderen Seite ist das Preisniveau (zumindest für uns) um die Hälfte günstiger als in Uruguay. Anders als das kleine Uruguay hat das riesige Argentinien noch unglaublich viele kulturelle und landschaftliche Schätze zu bieten, wir werden auf jeden Fall wieder kommen.

Philipp Leininger, April 2024